MOZ-Artikel zur Übergabe des Kunstprojektes am Bahnhof

Gespachtelt und nicht gepinselt

Von Viola Petersson 24.03.2014 06:45 Uhr – Aktualisiert 24.03.2014 12:24 Uhr
Red. Eberswalde, eberswalde-red@moz.deJoachimsthal (MOZ)

Vom Schandfleck zum echten Hingucker – innerhalb weniger Wochen hat sich der Bahnhof Joachimsthal verwandelt. Obgleich sich am eigentlichen Bauzustand nichts verändert hat. Doch: Dank des Kunstprojektes „Joachimsthal blüht auf“ ist aus dem einstigen Empfangsgebäude, das seit Jahren vor sich hingammelt, eine Galerie geworden, die neugierig macht.

Mit großem Bahnhof feierten die Joachimsthaler jetzt den Abschluss des Projektes und die Eröffnung der Open-Air-Ausstellung. Bürgermeisterin Gerlinde Schneider lobte Idee und Umsetzung. Ein Bahnhof sei eben nicht nur irgendeine Station auf einer Strecke. „Es ist das Eingangstor zur Stadt“, machte das Stadtoberhaupt die Bedeutung dieser Immobilie deutlich.

Dem konnte sich der Grafiker Holger Barthel, der das Projekt initiiert hatte, nur anschließen. Vielleicht, so seine Hoffnung, staunen die Berliner, wenn sie in der Schorfheidestadt aus dem Zug aussteigen. Und sie sind verblüfft beim Anblick der großformatigen Fenster-, Tür- und Fassadenbilder. Ein „Oho“, ein Ausruf der Bewunderung, ja das würde er sich, der ursprünglich selbst Berliner ist, wünschen. Und irgendwie, so verriet Barthel den Gästen, wollte er mit dem Projekt, an dem acht Schüler des Freien Joachimsthaler Gymnasium mitgewirkt haben, auch den Bogen zwischen Provinz und Metropole spannen. Weshalb er den Anbau an das Bahnhofsgebäude als Raum zum Experimentieren genutzt habe. Die dortigen Arbeiten heben sich durch ihre moderne, abstrakte Darstellungsform von den übrigen Werken deutlich ab. Was die Künstler selbst als wohltuend empfinden. „Schließlich gibt es auch sonst in Joachimsthal eine facettenreiche Kulturszene“, bescheinigte Barthel und machte darüber auf die besondere Technik aufmerksam: das Auftragen der Farbe per Spachtel.

„Das war richtig cool“, beschrieb Linda Koglin aus der 11. Klasse ihren Spaß an dem etwas anderen Kunst-Unterricht. Drei Fensterbilder habe sie beigesteuert. „Am besten gefällt mir selbst das mit der Eule“, befand sie. Ihre Lehrerin Bettina Pohl war insgesamt ob des Ergebnisses begeistert. Und gab Linda 15 Punkte. „Das ist eine Eins plus“, strahlte die Joachimsthalerin zufrieden und fügte hinzu: „Mit der Spachtel-Technik fertige ich jetzt gerade ein Filmplakat an.“

Unter dem Beifall der Zuschauer enthüllten die Schöpfer als letztes das große Giebelbild. Im Zuge der Kunstprojektes hat die Stadt auch die Bushaltestelle am Bahnhof neu gestaltet. Sparkassenstiftung und Landkreis unterstützen die Akteure finanziell.

(Foto: Foto Knaak, Joachimsthal)