Mit Honoré de Balzac gesprochen sind Gewissheiten bekanntlich die Grundlage, nach der menschliche Gefühle verlangen. Im Sommer wird es warm, der nächste Urlaub kommt sicher, zu viel Salz verdirbt die Suppe – aber auch: Ein Leben in Europa bedeutet Wohlstand und Frieden für alle. Spätestens das vergangene Jahr hat uns vor Augen gestellt, wie fragil sich liebgewordene Gewissheiten bisweilen ausnehmen; in deren Reihen wir auch die Demokratie finden. Sicherlich, mit Blick auf das routiniert-eingespielte Politikgeschäft in Berlin kann der Eindruck entstehen, dass sie allen tagespolitischen Bestürmungen schon irgendwie zu widerstehen vermag. Doch „Sicherheit“ – wie Stefan Zweig ganz trefflich erkannte – ist ein sprachliches Phantom, sie existiert nicht. Gleiches gilt für die Demokratie in Deutschland im 21. Jahrhundert: Sie als garantierte Sicherheit oder gar als einen Selbstläufer zu begreifen wäre naiv gedacht, in jedem Falle aber zu kurz gegriffen. Demokratie lebt und lebt fort durch Partizipation und proaktives Engagement ihrer FreundInnen. In diesem Zusammenhang nun kommt der Schule eine zentrale Rolle zu, einerseits als Ort der Beteiligung und des Erlernens demokratischer Grundhaltung, andererseits als Mahnerin vor Gefahren für unser demokratisches Zusammenleben.
Mit großer Freude hat das Freie Joachimsthaler Gymnasium daher die Wanderausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ Ausstellung gegen Rechtsextremismus (fes.de) im Zeitraum vom 12.01. bis zum 20.01.2023 bei sich gastieren lassen. Auf neun Sitzwürfeln als Puzzle, drei Tafeln bzw. Stelen und einem Medientisch wird einerseits der Rechtsextremismus als akute Bedrohung für Demokratie und Menschenwürde eingeführt; andererseits werden die Grundlagen demokratischer Partizipation herausgestellt, um die Selbstwirksamkeitserwartung von SchülerInnen im politischen Raum zu kräftigen. So zeigt die Ausstellung auf geschickte Weise die Verbindung von Gefahr und Perspektive – eben Rechtsextremismus bekämpfen und Demokratie stärken!
Im Rahmen einer feierlichen Eröffnungsveranstaltung am 12.01.2023 mit Grußworten von Frau Michaela Schneiderheinze (Stellvertretende Schulleiterin), Herrn Oliver Simon (Friedrich-Ebert-Stiftung), Herrn Stefan Zierke (Mitglied des Bundestages, SPD), Herrn René Knaak-Reichstein (Bürgermeister der Stadt Joachimsthal, CDU), Frau Elke Rosch (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie) und der SchülerInnen-SprecherInnen Clara Keuchel und Dilan Sandoval sowie musikalischen Beiträgen von Joanne Lux (Klasse 11), Fenia Sichelschmidt (Klasse 9) und Klasse 9 wurden die Exponate für Schule und Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Laufe der nächsten Tage geleiteten SchülerInnen externe Gäste und alle Klassen unserer Schule durch die Ausstellung, was immer wieder Anlass gab für spannende Gespräche und interessierten Austausch.
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für die Unterstützung und ihren Beitrag zu einer gelungenen Ausstellung!
Robin Villain