Der Tag der offenen Tür am Freien Joachimsthaler Gymnasium (25.01.2020)

Gemeinhin grenzen Türen und Tore zwei Lebenswelten gegeneinander ab: Das Haus, die Wohnung – oder kurz: der Bereich intimer Privatheit – steht z.T. streng geschieden von öffentlichen Umgebungen wie Amtsstuben oder Marktplätzen. Zwischen beiden Lebenswelten stehen Türen und Tore als sichtbare Zeichen einer Grenze. Gleiches gilt im Normalfall auch für Schulen, die ihrerseits eine besondere Lebenswelt beschreiben, welche ganz bestimmten Regeln, Konventionen usw. unterworfen ist. Wenn SchülerInnen am Nachmittag also die Schule verlassen und nach Hause gehen, fahren oder fliegen, dann durchschreiten sie die Schul-Tür als Grenze zwischen zwei Lebenswelten.

Eben diese Tür stand nun am 25.01.2020 „offen“ – und man möchte sagen: weit offen. Es jährte sich der Tag der offenen Tür am Freien Joachimsthaler Gymnasium. Alle Interessierten waren eingeladen, die „Lebenswelt“ Schule kennenzulernen und – vielleicht ganz neue – Einblicke zu gewinnen: Eltern und Angehörige aktueller wie zukünftiger SchülerInnen, Ehemalige (= Neudeutsch auch „Alumni“), AnwohnerInnen u.v.m.

Obwohl Schulen natürlich keine hermetisch-abgeschotteten Geheimveranstaltungen sind, machen es die alltäglichen Abläufe – etwa eine enge Taktung von Unterrichts- und Pausenzeiten – schwer, im laufenden Betrieb gewissermaßen zum „gläsernen“ Labor zu werden. Ein Tag der offenen Tür ist daher keine Veranstaltung unter vielen im Jahr, sondern eine bzw. die Gelegenheit, um Schulen als Lebenswelt zu öffnen. Zugleich ist ein solcher Tag für alle Schüler- und LehrerInnen ein Moratorium, um durchzuatmen, tief Luft zu holen und den Blick einmal von Tafel, Whiteboard, Fenster usw. ab- und unseren Gästen zuzuwenden. Gespräche und Austausch sind die Folge, wodurch bisweilen ganz Erstaunliches zu beobachten ist: Das Vertraute, Bekannte und Alltägliche muss erklärt, anderen plausibel gemacht und im Ergebnis hinterfragt werden – ein Tag der offenen Tür bietet daher immer auch Anlass zur Selbstreflexion und zum konstruktiv-kritischen Umgang mit liebgewordenen Routinen.

The Snowman, Kl. 7/2

Um solchen Gesprächen, solchem Austausch den Boden zu bereiten, ist gute Planung und Vorbereitung der notwendige Dünger. Auch in diesem Jahr hat das Freie Joachimsthaler Gymnasium daher versucht, eine ausgewogene Mischung aus musikalisch-künstlerischem Programm und Informationsveranstaltung anzubieten. So präsentierten SchülerInnen etwa ein Rollenspiel aus dem Englischunterricht, eine Choreographie aus der Tanz-Arbeitsgruppe, sangen oder spielten Keyboard; im Anschluss daran folgte eine kleine Blitzlicht-Vorstellungsrunde aller LehrerInnen unter dem Motto: „Wer unterrichtet eigentlich welches Unterrichtsfach und worum geht es hier?“

Dem besonderen Anlass gemäß fanden sich auch unsere Unterrichtsräume in ein festliches Gewand gekleidet, indem sich die verschiedenen Fächer jeweils durch – für sie – typische Exponate, Experimente, Lehrwerke usw. vorstellten. Allen Gästen stand es frei, die Unterrichtsräume auf eigenen Fuß zu erkunden. Wem hier die Gefahr vom Weg abzukommen zu groß erschien (man denke nur an die Erfahrungen von Rotkäppchen), wurde von unseren SchülerInnen-Lotsen an die Hand genommen. Ein kleines Quiz regte zur besonderen Aufmerksamkeit an: Wer alle Fragen zu den verschiedenen Fächern richtig beantwortet hatte, verließ die Schule nicht nur mit neuen Eindrücken sondern auch mit einem kleinen Preis. Für das leibliche Wohl war in Gestalt eines Büffets gesorgt, welches die Eltern und SchülerInnen aus Klasse 7 vorbereitet hatten.

Es bleibt zu hoffen, dass alle Gäste unseren Tag der offenen Tür genutzt haben, um in die Lebenswelt „Schule“ einzutauchen – die vielen anregenden, interessierten und offenen Gespräche mit Beteiligten und GastgeberInnen sprechen sehr dafür. In schöner Atmosphäre wurden Fragen aufgeworfen, Antworten gefunden und vielleicht auch Ängste der Jüngsten genommen, die im nächsten Jahr selbst unsere Schul-Tür durchschreiten – und viele Tage aufs Neue mit Freude, Spaß und Begeisterung – ihre neue Lebenswelt am Gymnasium entdecken und mitgestalten werden.

Zum Abschluss sei in aller Kürze an ein bekanntes Kirchenlied aus dem 17. Jahrhundert gedacht: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. Immer schon wussten Menschen darum, dass geöffnete Türen und Tore Grenzen öffnen – tatsächliche oder vermeintliche –, zusammenbringen und Gemeinschaft stiften. So setzte unser Tag der offenen Tür ein Zeichen für Offenheit, Grenzen-öffnende Begegnung und Verständigung, um allen Gästen und Beteiligten hoffentlich in bester Erinnerung zu bleiben.

Ein ganz besonderer Dank sei daher an all diejenigen gerichtet, die es mit ihrem Engagement und ihrem Einsatz ermöglicht haben, den Tag zu einem gelungenen Erlebnis für alle gemacht zu haben – Danke!