Juan Antonio aus Kolumbien für ein halbes Jahr in Kl.10 (MOZ)

Spanischnachhilfe für deutsche Mitschüler
Angermünde/Joachimsthal (MOZ) Fußball ist seine Leidenschaft. Waldspaziergänge hat er erst lieben gelernt, so wie das Singen im Chor. Seine Gastmutter hat ihn einfach überall mit hingenommen, um dem Jungen das Einleben im ungewohnten Alltag im Zuhause auf Zeit leichter zu machen. Juan Antonios Heimat liegt über 9000 Kilometer weit weg auf der anderen Seite der Welt, in Bogota, der Hauptstadt Kolumbiens. Er kam als Gastschüler für ein halbes Jahr nach Deutschland.

juanWie zu Hause: Juan Antonio aus Kolumbien mit seiner Angermünder Gastmutter Petra Koglin, Lehrerin im Freien Gymnasium Joachimsthal.

© MOZ/Daniela Windolff
Hier besucht er die 10. Klasse des Freien Gymnasiums Joachimsthal. Gastmutter Petra Koglin aus Joachimsthal ist dort Lehrerin. Für beide ist es die erste Erfahrung mit einem internationalen Schüleraustausch, ein Abenteuer, das den Horizont erweitert, versichern sie übereinstimmend.
Juan besucht in Bogota eine deutsche Schule, von denen es nur vier in ganz Kolumbien gibt. Er spricht Spanisch und Englisch und lernt schon seit zehn Jahren Deutsch. Der Gastaufenthalt in Deutschland soll seine Sprachkenntnisse verbessern. In seiner Gastfamilie und seiner Klasse ist er sofort herzlich aufgenommen worden. „Ich fühle mich sehr wohl“, sagt Juan. „In Kolumbien ist man zwar viel offener und umarmt jeden. Hier ist man reservierter. Man muss sich gut kennen.

Das deutsche Schulsystem unterscheide sich von dem in Kolumbien. „Dort geht man elf Jahre in die Schule, in der deutschen Schule jedoch zwölf Jahre bis zum Abitur. Und man macht zwei Jahre Vorschule“, erzählt Juan. Geografieunterricht gibt es nur bis zur 6. Klasse. „Man lernt auch nicht so viel über die ganze Welt, wie hier.“ Statt Geschichte gibt es Sozialkunde und Politik.
Berufsorientierende Fächer gibt es in Kolumbien überhaupt nicht. Seine Mitschüler des Joachimsthaler Gymnasiums kommen ins Staunen, wenn Juan von seiner Schule in Bogota mit 2000 Schülern spricht. „Sie sind sehr neugierig, fragen auch nach Problemen und bringen Kolumbien in erster Linie mit Drogen in Verbindung. Aber das ist nicht mehr wie früher“, erzählt Juan.
Er ist wiederum von der familiären Atmosphäre seiner kleinen Gastschule fasziniert, in der jeder jeden kennt. In seiner Gastschule gibt er Spanischnachhilfe und lernt selbst Französisch, seine vierte Fremdsprache. Juan möchte Anwalt werden.
Die Großstadt vermisst er hier nicht. „Bei uns in Bogota gibt es viele Partys und ein reges Nachtleben, aber das brauche ich nicht. Ich finde die Natur hier schön.“
Daniela Windolff, MOZ-Online, 06.04.2016